Positive Energie und die Auswirkungen auf Depressionen Page
Martin Seligman, Psychologie Professor an der Universität von Pennsylvania, sagt, Glück bzw. Lebensfreude hängt stark mit einer optimistischen Erwartungshaltung dem Leben gegenüber zusammen und diese Erwartungshaltung kann gelernt werden.
Seligman ist Autor des bereits 1990 erschienen Buches “Gelernter Optimismus” und gilt als geistiger Vater der “Positiven Psychologie”. Seit Ansatz hat einige Psychologen bewogen nach Jahren “klassischer” Depressionsforschung die Fragestellung zu ändern.
Sie forschen nicht mehr danach, was uns unglücklich macht, sondern fragen vielmehr “was macht uns Menschen glücklich?”. Konkrete Forschungsfragen lauten: Haben glückliche Menschen ähnliche Lebenseinstellungen oder Lebensumstände?
Trägt Wohlstand zum Glück bei? Welche Wege führen zu einem glücklichen Menschen? Und vor allem: Wie definiert man überhaupt Glück am besten?Unterschiede zwischen Optimisten und Pessimisten Seligman meint, Optimisten haben mehr Chancen auf Lebensfreude. Kennzeichen von optimistischen Menschen ist, daß sie Erfolge und positive Ereignisse in ihrem Leben auf ihre eigenen Leistungen und Fähigkeiten zurückführen und negative Ereignisse als Pech ansehen, das sie zufällig getroffen hat.
Pessimisten dagegen fühlen sich verantwortlich und schuldig für alles Negative und schreiben dagegen positive Ereignisse dem Zufall zu und nicht ihren eigenen Leistungen und Fähigkeiten. “Wenn dein Chef sich dir gegenüber schroff verhält, dann kannst du es entweder als seinen schlechten Tag interpretieren oder glauben, er verhält sich so, weil du eine wertlose Person bist”, sagte Seligman kürzlich in einem Gespräch mit der Tageszeitung “Boston Globe”.
Positive Psychologie – Modetrend oder ernstzunehmen als “Kognitive Therapie”?
Positive Psychologie wird von vielen Psychologen in den USA als eine zeitgemäße Lösung für Gefühlkummer gesehen, der nicht schwer genug ist, um mit Anti-Depressions-Medikamenten oder jahrelanger Analyse auf der Couch behandelt zu werden.
In dieser Sichtweise ist Positive Psychologie verwandt mit Kognitiver Therapie, die Menschen helfen will negative bzw. schädigende Gedankenmuster zu ändern.” Sie gefällt den Leuten und macht Sinn” sagt Phil Levendusky, Direktor für Psychologie am McLean Spital in Belmont, Massachusetts. “Man muß nicht lange in Kindheitserinnerungen herumwühlen.
Positive Psychologie ist zeitgemäßes Problemlösen. Der Ansatz ist praktisch, pragmatisch und hat Erfolge.”Kritik an der Positiven Psychologie Aber es gibt auch Kritik: Seligman ist einmal gefragt worden, welche Behandlung er einem hypothetischen Neffen empfehlen würde der unter schweren Depressionen leidet. Er antwortete, er würde ihm eine kognitive Therapie raten – ohne Medikamente. Diese Empfehlung findet nicht die Zustimmung von Bessel A. van der Kolk, Psychiatrie-Professor an der Boston University School of Medicine: “Bevor es Medikamente gegen Depressionen gab mußten Betroffene oft Monate im Krankenhaus bleiben”.
Van der Kolk meint außerdem, daß es vor allem in Fällen der Traumabewältigung in Zusammenhang mit Depressionen notwendig ist, auch “Vergangenheitsbewältigung ” zu betreiben.
Der pragmatische Ansatz der Positiven Psychologie vernachlässige hier viele Aspekte. “Menschen, die ein traumatisches Erlebnis erlitten haben müssen darüber erst reden können, bevor sie ihre Depressionen überwinden können”, meint van der Kolk. Norbert Schwarz, Psychologie Professor an der Universität von Michigan kritisiert an der Positiven Psychologie, daß sie versucht zu viele Aspekte unter einem Namen zu vereinnahmen.
So erforschen Seligman und Mitarbeiter auch Mut und Liebe in Zusammenhang mit dem “positiven Gedanken-Prozeß”.Lebensfreude ist Freude an kleinen Dingen des Alltags Während die akademische Diskussion was Glück bzw. Lebensfreude nun eigentlich ist und wie man es erreichen kann in den USA weiterhin aktuell geführt wird fragen andere Psychologen einfach “den Mann/die Frau auf der Straße”, was er/sie zu diesem Thema zu sagen hat.
Ed Diener von der Universität von Illinois fand z.B. daß sich selbst als glücklich bezeichnende Menschen ihren Gefühlszustand eher als “die meiste Zeit über wenig bis mittelmäßig angenehm” bezeichnen und weniger von “gelegentlichen intensiven Glücksgefühlen” berichten. Diener meint, daraus könne man lernen, daß Leute, die immer nach Hochgefühlen suchen, sei es im Beruf oder in einer Liebesbeziehung, mit größerer Wahrscheinlichkeit Enttäuschungen erleben werden.
Lebensfreude hat demnach etwas mit der Fähigkeit zu tun, sich an den kleinen Dingen des Alltags erfreuen zu können. Dieses Resultat wird von einer anderen Studie unterstützt. Norbert Schwarz fand, daß Menschen, die im Rahmen eines Experiments an der Universität von Michigan, (von den Forschern plazierte) Geldmünzen an einem Kopiergerät gefunden hatten in einer nachträglichen Befragung über größere allgemeine Lebenszufriedenheit berichtet haben als Menschen, die keine Münzen vorfanden.Was kennzeichnet Menschen mit Lebensfreude noch?
David Myers vom Hope College in Holland, Michigan fand einige Merkmale: Glück bzw. Lebensfreude hängt demnach nicht mit Alter, Geschlecht und Einkommen, abgesehen von extremer Armut, zusammen. Ausschlaggebend waren dagegen Faktoren wie irgendeine Form eines geistigen Glaubens zu besitzen und die Unterstützung eines Netzwerkes von nahen Beziehungen, wie Freunde und Familie.
Für Myers sind diese Ergebnisse der Beweis, daß die Zunahme an Depressionserkrankungen in der US-Gesellschaft zusammenhängt mit dem Verlust von traditionellen Beziehungsnetzwerken.
Brainmapping: Wo sitzt Lebensfreude im Gehirn? Im Zuge der Bemühungen
Gehirnaktivitäten zu lokalisieren und zu analysieren haben sich Wissenschaftler natürlich auch mit den Gehirnaktivitäten von glücklichen und depressiven Menschen befaßt. Richard Davidson, Professor für Psychologie und Psychiatrie an der Universität von Wisconsin in Madison führt seit 15 Jahren entsprechende Forschungen durch.
Er entdeckte dabei, daß der linke prefrontale Kortex von glücklichen Menschen lebhafte Nervenzell-Aktivität zeigte während depressive Menschen eher Aktivität auf dem rechten prefrontalen Kortex zeigten. Aus diesem Ergebnis leitet sich die Frage ab, ob es in Zukunft ein Medikament geben kann, daß Lebensfreude durch Stimulierung des linken prefrontalen Gehirnabschnitts erzeugt. Davidson erforscht zur Zeit ob äußere magnetische Felder zur Stimulierung genutzt werden können.Positive Psychologie am Arbeitsplatz Unterdessen finden die Ansätze der Positiven Psychologie immer mehr Einfluß in die Arbeitswelt. Etliche Firmen haben bereits “Optimismustests” in ihr Testrepertoire für die Einstellung eines Bewerbers aufgenommen.
“Besonders für Verkäufer ist eine Extra-Dosis von das Selbstbewußtsein schützenden Optimismus notwendig”, sagt dazu Arbeitspsychologe Michael Mercer aus Barrington, Illinois. Daher werden Bewerber, die hohe Punktezahlen in den Tests erringen von den Arbeitgebern bevorzugt. Seligman freut sich über den Einfluß der Positiven Psychologie. Er hofft, daß es weiterhin beim weitgefächerten Forschungsgebiet bleibt und künftig auch Aspekte wie Ehrlichkeit, Mitleidsfähigkeit und Weisheit als positive und in einer Gesellschaft zu fördernde Eigenschaften einbezogen werden. Positive Psychologie ist nicht einfach nur “Happy-ologie”, sagt Seligman.